Einkäufer sprechen gerne davon, dass das Geld im Einkauf verdient wird. Doch stimmt das wirklich? Ich behaupte: Alle Partner in einer Supply Chain tragen deren Kosten gemeinsam!

Gibt es ein besseres Beispiel dafür, dass man mit einem günstigen Einkaufspreis nicht unbedingt Geld spart, als die Einkaufsstrategie der EU Kommission bei Corona-Impfstoffen im Jahr 2020?

Der EU-Kommission ist es im letzten Jahr gelungen durch intensives Verhandeln die Corona-Impfstoffe der verschiedenen Hersteller deutlich günstiger zu erwerben als beispielsweise Großbritannien; die Verträge wurden dafür aber auch später unterzeichnet. Angeblich zahlt die EU pro Dosis des AstraZeneca Impfstoffes nur 50% des Preises den Großbritannien bezahlt und bei dem Impfstoff von Biontech circa 30% weniger. Das klingt gut und nach deutlicher Ersparnis, hochgerechnet auf alle EU-Bürger, die geimpft werden wollen. Als die Impfstoffe ausgeliefert wurden, mussten wir schnell feststellen, dass zumindest AstraZeneca Großbritannien schneller und zuverlässiger belieferte als die EU. Die Briten hatten schneller bestellt und mehr bezahlt. AstraZenica bediente den besseren Kunden besser, das sollte niemanden verwundern, der im Supply Chain Management zu Hause ist. Wir dürfen froh sein, dass der schlechte Kunde EU beim Lieferanten Biontech/Pfizer besser bedient wird, als ihm eigentlich zusteht.

Wenn die Preise stimmen, die die Zeitung WELT vor einiger Zeit veröffentlichte, so spart die EU zirka 6€ pro Dosis Biontech und knapp 1,80€ pro Dosis AstraZeneca. Hätte die EU pro Impfdosis  20€ mehr bezahlt, so wären Mehrkosten in Höhe von 18 Mrd. € entstanden; wenig Geld im Vergleich zu den ca. 11 Milliarden Euro, die jeder Monat Coronakrise die Bundesrepublik Deutschland alleine kostet.

Es kommt eben nicht auf den günstigsten Einkaufspreis an, sondern auf die total cost of ownership. Was man dem Lieferanten an einer Stelle abringt, holt er sich an anderer Stelle wieder zurück: Die Kosten einer Supply Chain tragen alle Beteiligten gemeinsam!

Prof. Dr. Andreas Kemmner

Prof. Dr. Andreas Kemmner

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