BMI-Bestandsmanagementindex – Zu fette Warenlager erkennen

Die Coronakrise hat sich auf das Bestandsmanagement der Unternehmen sehr unterschiedlich ausgewirkt. Bei manchen Unternehmen brach die Nachfrage ein, bei anderen startete sie durch. Zumindest die Ersteren, aber in der Praxis nicht selten auch die Letzteren, kämpfen mit deutlichen Überbeständen; Überbestände, die wichtige Liquidität kosten, denn „Cash ist gegenwärtig King“. Aus langen Jahren in der Unternehmenssanierung weiß ich, dass viele Produktions- und Handelsunternehmen, die in Insolvenz geraten sind, eigentlich im Geld schwammen. Geld, das allerdings nicht auf dem Konto lag, sondern in Überbeständen gebunden war. Warum viele Unternehmen blind für ihre eigenen Überbestände sind, von diesen nichts wissen und sich diese nicht eingestehen wollen, bleibt für mich eines der großen Geheimnisse der Praxis. Dabei ist es weder aufwändig nicht teuer schnell einen guten Überblick über den Zustand der eigenen Bestände zu erhalten. Seit vielen Jahren nutzen wir hierfür das von uns entwickelte E:S:A-Verfahren zur Überbestandsanalyse. Aktuell haben wir dieses um eine weitere Kennzahl ergänzt, den BMI -Bestandsmanagementindex.

Auf dem Weg aus der Corona-Rezession ist Bestandsreduzierung für viele Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Ohne ausreichende Liquidität wird der Weg aus der Krise nicht gelingen und allein mit Fördermitteln und günstigen Krediten wird man nicht jeden Engpass umschiffen können. Dass Bestandssenkung ein wichtiges Thema ist, zeigt auch die Gemeinschaftsstudie von Abels & Kemmner und der Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftliche Fertigung (AWF) zum Supply Chain Management nach Corona.

Doch wie lassen sich Überbestände schnell erkennen, ohne in detaillierte Datenanalysen einsteigen zu müssen?  Ganz ohne Daten geht es natürlich nicht. Die E:S:A-Analyse benötigt je Artikel aber nur wenige Stammdaten und ergänzt diese um statistische Parameter, die in zahlreichen detaillierten Bestandssimulationen ermittelt worden sind. Heraus lässt sich ein konservatives, sicher zu erreichendes Bestandssenkungspotenzial für eine Bestandsstufe oder eine ganze Wertschöpfungskette zu ermitteln, das die Lieferbereitschaft nicht gefährdet. Das Bestandssenkungspotenzial wird dabei nach verschiedenen Arten von Überbeständen aufgeschlüsselt, Bestandsabbaukurven werden ermittelt, Ertragspotenziale bestimmt und Zielkennzahlen berechnet.

Die Verteilung des Bestandsmanagementindex in der Praxis
Die Verteilung des Bestandsmanagementindex in der Praxis

Hat man mit Überbeständen zu kämpfen, dann spielt nicht nur die absolute Höhe der Überbestände eine Rolle, sondern auch die Bestandsdynamik. Je schneller sich Überbestände abbauen lassen, desto schneller kann ein Unternehmen seine Fehldispositionen wieder korrigieren. Leider zeichnet unsere Benchmarking-Datenbank für die Praxis kein rühmenswertes Bild. In 79% der untersuchten Unternehmen fällt der BMI (Bestandsmanagementindex) in den Extrembereich. Das beste Viertel der Unternehmen erreicht einen Bestandsmanagementindex unter 38, das schlechteste Viertel liegt mit seinen Werten über 68; hier zeigt sich noch viel Verbesserungspotenzial nach unten.

Viele Führungskräfte mögen sich unsicher fühlen, die Daten des eigenen Unternehmens herauszugeben. Wir haben aus diesem Grunde in den letzten Monaten den Prozess der E:S:A-Analyse neu konzipiert, sodass Unternehmen die Datenaufbereitung für die Analyse selbst durchführen können. Detaildaten müssen nicht an uns weitergeben werden. Einem Testlabor vergleichbar übernehmen wir lediglich die Auswertung der verdichteten Daten. Bis Ende 2020 stellen wir diesen Service kostenlos zur Verfügung. Weitere Informationen und die Anmeldung zur E:S:A-Analyse finden sich unter: Kurzanalysen.

Hoffen wir, dann die Turbulenzen der kommenden Monate nicht wieder viele Unternehmen in die Illiquidität treiben, die eigentlich auf einem Vermögen sitzen.

Beitragsbild: Adobe Stock

Prof. Dr. Andreas Kemmner

Prof. Dr. Andreas Kemmner

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