Bestands-Limbo als Bilanztrickserei

Erschreckend: einer Studie von EY1 zufolge finden viele deutsche Manager Bilanztricks normal. Ein gutes Drittel der befragten Manager glaubt, dass Finanzergebnisse deutscher Unternehmen oftmals besser dargestellt werden, als sie tatsächlich sind. Die Manager werden es wohl wissen, da sie aus der eigenen Erfahrung auf das Verhalten bei anderen Unternehmen schließen.

Zweck der „Optimierungen“ ist immer, die wirtschaftliche Lage des Unternehmens positiver darzustellen, als sie in Wirklichkeit ist. In der Studie wird von „Unterhaltungsdienstleistungen“ zur Bevorteilung des eigenen Absatzes gesprochen – früher nannte man dies einmal „nützliche Aufwendungen“ –  und es geht um Buchungstricks, wie rückwirkende Rabatte und Boni von den eigenen Lieferanten, Untererfassung von Kosten und vorgezogene Verbuchung von Umsätzen.

Auf einen Buchungstrick, der die Effizienz der gesamten Wertschöpfungskette schwer schädigt, geht die Studie anscheinend nicht ein, den „Bestands-Limbo“ am Ende des Geschäftsjahres oder gar jedes Berichtsquartals, der in vielen Unternehmen anzutreffen ist und durch den  das Vorratsvermögen zum Stichtag auf einen für den laufenden Geschäftsbetrieb völlig irrealen Wert gesenkt werden soll.

Die Folgen dieses Bestands-Limbos sind Lieferbereitschaftsprobleme und Umsatzverlust, Zusatzkosten in Fertigung und Beschaffung, Verärgerung und Stress in der gesamten Wertschöpfungskette. All diese Effekte streuen in viele Kostenstellen, erhöhen die Gemeinkostenzuschläge, verschlechtern die Performance-Kennzahlen vieler Bereiche, demotivieren Personal und führen bei Mitarbeitern mit performance-orientierten Gehaltsbestandteilen zum Teil sogar zu Einkommensverlusten.

Solche regelmäßigen Spiele konsequent zu untersagen, soweit gehen die Compliance-Richtlinien selten; doch für diese Variante des Bilanzbetrugs bestrafen sich die Unternehmen zumindest selbst.

Ihr
Andreas Kemmner

1http://bit.ly/1PYe1FD

 

Prof. Dr. Andreas Kemmner

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