Bestandssenkung zur Rezessionsvermeidung

Die Konjunktur droht zu kippen; zumindest im exportabhängigen Deutschland. Der für die Volkswirte wichtige Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung, das Bruttoinlandsprodukt, ging im letzten Quartal um 0,1% zurück. Der Brexit steht vor der Tür und die Handelskonflikte zwischen den USA und China drohen sich zu verfestigen. Auch bei uns im Beratungsgeschäft gibt es einen recht zuverlässigen Konjunkturindikator: die Quote an Bestandssenkungsprojekten.

In den vergangenen Jahren, praktisch seit dem Verlassen der Konjunkturdelle nach der Weltwirtschaftskrise 2008/2009, rückten die Ziele „Erhöhung der Lieferbereitschaft“ und „Automatisierung der Planungs- und Dispositionsprozesse“ immer weiter in den Vordergrund. Das früher zentrale Ziel der Bestandssenkung trat gegenüber den anderen Zielen in den Hintergrund. Seit etwa einem dreiviertel Jahr dreht sich das Bild wieder. Wir werden immer häufiger geholt, um die Bestände systematisch und nachhaltig zu senken. Noch geht es den meisten unserer Kunden gut, doch sie machen angesichts des drohenden Konjunkturgewitters schon einmal die Schotten dicht.

Richtig so, denn straff gemanagte Bestände in den Supply Chains, so zeigt eine Studie von Goldman Sachs, tragen wesentlich zur Verringerung von Konjunkturzyklen bei. Wer kein unnötiges Kapital bindet, hat mehr Liquidität und kann moderater reagieren, als ein Unternehmen, das finanziell klamm ist, weil es das Geld in Form von Bestand festgebacken ist. Schnelles Bremsen und schnelles Gas geben führt nicht nur auf der Autobahn zum plötzlichen Stau im dichten Verkehr, sondern auch in unseren Supply Chains und damit in der gesamten Volkswirtschaft.

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Prof. Dr. Andreas Kemmner

Prof. Dr. Andreas Kemmner

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