Planungssicherheit im Geschwindigkeitsrausch
Der Motorsport lebt von Geschwindigkeit, sowohl auf der Rennstrecke wie auch in den Lieferketten. Die daraus resultierenden Herausforderungen in der Absatzplanung adressiert die österreichische Pankl Racing Systems als Automobilzulieferer in Zusammenarbeit mit der SCM-Beratung Abels & Kemmner.
High Tech, High Speed, High Quality: So lautet das Credo von Pankl Racing Systems. Das 1985 von Namensgeber Gerold Pankl gegründete Unternehmen mit Sitz in Kapfenberg in der österreichischen Steiermark ist spezialisiert auf die Entwicklung und die Fertigung von mechanischen Systemen im Hochtechnologiebereich für die Rennsport-, Luxusautomobil- und Luftfahrtindustrie. Als Systemanbieter liefert der Konzern Motor- und Antriebssysteme aus Stahl, Aluminium und Titan; von der Entwicklung über die Produktion bis zur Montage und der Wartung aus einer Hand. Pankl hat es geschafft, eine Nische zu besetzen, die sich von der herkömmlichen Automobilindustrie deutlich unterscheidet.
„Im Rennsport zählt Geschwindigkeit und Flexibilität, das gilt auch für die Lieferzeiten an den Kunden. Besonders bei fertigungsrelevanten Rohmaterialen mit langen Wiederbeschaffungszeiten steht Lieferbereitschaft im Vordergrund. Die Herausforderung liegt in der wirtschaftlichen Ausgewogenheit zwischen Verfügbarkeit und Bestandsniveau“, erklärt Christoph Puntigam, Abteilungsleiter für die Arbeitsvorbereitung. Die erforderliche Weiterentwicklung und Optimierung der Systemmöglichkeiten hinsichtlich Disposition und Planung standen somit klar im Fokus. Denn Pankl hat es mit ganz verschiedenen Ansprüchen seiner Kundinnen und Kunden zu tun. Während der Rennsport dynamische Designentwicklungen mit schnellstmöglicher Auftragsabwicklung erwartet, verantwortet Pankl auch entwicklungsdynamische Serienprojekte mit langer Laufzeit und gut planbaren Mengenszenarien. „Die sichergestellte Versorgung war und ist nach wie vor die oberste Prämisse“, meint Puntigam. Um die Planungssicherheit zu erhöhen und die Produktionsprozesse besser planen zu können, hat Pankl ein Projekt mit der deutschen Unternehmensberatung Abels & Kemmner durchgeführt. Gemeinsam wurde eine Situationsanalyse durchgeführt – und anschließend die Supply-Chain-Software DISKOVER der SCT GmbH eingeführt.

Dispo: Erfahrungswerte vs. Systemprognose
Als Systemlieferant für Serien- und Rennsportkunden disponiert Pankl einer Vielzahl an unterschiedlichen Artikeln, die in DISKOVER geplant werden. Für seine Kernprodukte nutzt das Unternehmen Vormaterialien und Halbzeuge wie Stangenmaterial und Schmiedeteile, hinzu kommen Komponenten wie Schrauben, Buchsen und Ringe. Mit dabei sind allerdings auch Fertigteile und Zerspanungswerkzeuge für die Produktion – vom Sonderwerkzeug über Dreh- und Fräswerkzeuge bis hin zu Schleifmitteln. Zuletzt werden auch Betriebsmittel berücksichtigt. Insgesamt beläuft sich der Aufwand auf knapp 4.700 Artikel. Bisher gab es bei Pankl keine systemgestützte Absatzplanung inkl. Prognosen. Unter anderem übersteigt die Wiederbeschaffungszeit der Artikel deutlich die Vorausschau der Kundenabrufe. Das bisher eingesetzte ERP-System war auf die ursprünglichen Anforderungen ausgelegt, konnte jedoch die erweiterten Anforderungen zur Darstellung erforderlicher Absatzszenarien nicht vollständig abbilden, weshalb die Planung manuell in Excel ergänzt wurde. Hinzu kam der Umgang mit Sicherheitsbeständen. Eine automatisierte Erfassung von Sicherheitsbeständen war bisher nicht möglich, der stammdatenverantwortliche Disponent legte den Sicherheitsbestand pro Artikel manuell fest. Für Pankl war klar, diese Gegebenheiten zu verbessern: „Wir wollten Entscheidungen künftig stärker auf fundierten Daten statt auf reinen Erfahrungswerten stützen“, erinnert sich Christoph Puntigam. Also setzte er sich mit seinen Kolleginnen und Kollegen zusammen und entwarf einen Plan.

Vorprojekt identifiziert Handlungsfelder
„Situationsanalyse und Entwicklung eines Handlungsplans zur Optimierung von Beständen und Lieferbereitschaft“ hieß das Projekt, das 2022 den Anstoß zur Optimierung der Lieferkette gab. Im Projekt prüften die Berater von Abels & Kemmner die Bestände und identifizierten Optimierungspotenziale, zudem konzipierten sie eine geeignete Planungs- und Dispositionssystematik. Als eine zentrale Handlungsempfehlung sah das Projekt die Einführung eines Advanced-Planning-and-Scheduling-Systems (APS) vor – so kam die Firma zu DISKOVER. Die Algorithmen setzen auf betriebswirtschaftliche Zielgrößen wie Bestandsreduzierung, Absicherung der Lieferfähigkeit und Kosteneinsparung. Der Mechanismus ist in der Lage, einen absoluten und relativen Geschäftswertbeitrag für die Prognosen zu ermitteln.
Mehr Fakten für fundierte Entscheidungen
DISKOVER löst zielgenau die Probleme des obersteirischen Weltmarktführers. Das System meldet täglich Fertigungs- und Bestellvorschläge an das ERP-System, das Abteilungsleiter Puntigam als den Nervenstrang der Firma bezeichnet. Die Disponenten nutzen die Vorschläge im ERP und verwenden DISKOVER als zusätzliches Informationssystem bei Nachfragen. Außerdem berechnet die Abels & Kemmner-Lösung dynamische Sicherheits- und Meldebestände und liefert ein umfassendes Reporting. „Jeder Disponent hat nun Zugriff auf Fakten, anhand derer er eine Entscheidung treffen kann“, so der Experte. Mit DISKOVER hat Pankl eine einheitliche Planungsplattform eingeführt, die nicht nur die Effizienz und Sicherheit verbessert, sondern auch den beteiligten Mitarbeitenden den Arbeitsalltag erleichtert.
Mit der Einführung von DISKOVER sind Christoph Puntigam und sein Team sehr zufrieden. Das liegt auch in der engen Zusammenarbeit mit Abels & Kemmner begründet. „Die strukturierte Vorgehensweise der Projektberater gepaart mit den Analyse- und Reporting-Möglichkeiten aus DISKOVER hat eine wesentliche Rolle gespielt“, so Puntigam. Schon lange vor der tatsächlichen Einführung war es dem Pankl-Team möglich, DISKOVER zu nutzen, um bereits früh im Prozess Datennachbesserungen zu identifizieren und zu beheben. Nicht zuletzt handelt es sich bei der Umstellung um ein umfassendes Stammdatenprojekt im ERP-System. Ergänzt wurde die Arbeit um regelmäßige Workshops mit dem Fachpersonal vor Ort, damit das System auch im Arbeitsalltag sicher und zuverlässig eingesetzt werden kann. „Abels & Kemmner haben wir als professionell, kompetent und unkompliziert erlebt“, erinnert sich Puntigam.
Erweiterung bereits in den Startlöchern
Mit der Einführung von DISKOVER ist das Unternehmen sowohl auf die dynamischen Ansprüche der Rennsportbranche wie auch für die Serienprojekte mit langer Laufzeit gerüstet. Aktuell denken Christoph Puntigam und sein Team bereits an die nächsten Schritte. Sie möchten DISKOVER in weiteren Werken der Firma einsetzen. „Wir haben am Standort in Bruck an der Mur nun den Grundstein dafür gelegt, dass die anderen Profit Center im Unternehmen nachgerüstet werden können“, weiß der Experte.

Christoph Puntigam
Abteilungsleiter für die Arbeitsvorbereitung, CAM und Prozesstechnik bei Pankl Racing Systems