Warum 15 % Zoll auf US-Importe uns guttun

Warum 15 % Zoll auf US-Importe uns guttun

Ein Plädoyer für mehr Produktivität statt Jammern

Vielerorts wird heftig darüber diskutiert, wie dramatisch es ist, dass auf Importe in die USA künftig 15 % Zoll erhoben werden. Die Sorge vor Umsatzeinbußen, dem Rückgang deutscher Exportmengen und einer Schwächung der heimischen Wirtschaft ist allgegenwärtig. Doch ich bin anderer Meinung: Ich halte diese Zölle nicht für eine Katastrophe, sondern vielmehr für einen überfälligen Weckruf – ja, sie hätten für meinen Geschmack sogar ruhig 20 % betragen dürfen.

Solche Maßnahmen zwingen uns endlich dazu, unsere Produktivität quer durch alle Branchen zu steigern. Die Trägheit vieler Unternehmen ist leider ein chronisches Problem, das gravierende Verbesserungen meist nur unter äußerem Druck zulässt. Das zeigt sich immer wieder, wenn wir auf einschneidende Entwicklungen der Vergangenheit blicken.

Nehmen wir zum Beispiel den Technologieschub durch Corona: Ohne die Pandemie wären wir in der elektronischen Kommunikation und der Nutzung von Videokonferenzen heute längst nicht so weit. Technologisch war alles vorhanden, aber die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, fehlte – bis uns äußere Umstände dazu zwangen. Der wirkliche Fortschritt lag weniger in der Technik, sondern vielmehr im Überwinden des Beharrungsvermögens.

 

Ein weiteres Beispiel liefert ein Blick in die Vergangenheit der deutschen Automobilindustrie. In den 1990er-Jahren trat Ignacio Lopez als Einkaufschef bei Volkswagen auf den Plan. Damals forderte er von sämtlichen Zulieferern einen radikalen Preisnachlass von 30 %. Die Branche stöhnte, viele Unternehmen sahen sich in ihrer Existenz bedroht. Am Ende mussten fast alle mitziehen – und nach nur drei Jahren waren die Margen im Schnitt wieder auf 3 %, wie zuvor. Lopez hat stets betont, wie viel Produktivität und Effizienz in den Prozessen steckt, wenn man sie konsequent hebt. Die meisten Unternehmen schöpfen dieses Potential aber nur dann aus, wenn der äußere Druck groß genug ist.

Deshalb ist es gut, dass Donald Trump uns nun 15 % Zoll abverlangt. Es ist der nötige Anstoß, der die deutsche Wirtschaft – jenseits aller Klagen – zwingt, den inneren Schweinehund zu überwinden und neue Wege in Sachen Produktivität und Effizienz zu gehen. Am Ende profitieren wir davon, wenn wir uns bewegen – und nicht, wenn wir stehenbleiben.

Bild von Prof. Dr. Andreas Kemmner

Prof. Dr. Andreas Kemmner

X