Rückenwind für die Lieferkette
Die letzten Jahre in der Fahrradbranche waren durchaus turbulent. Auf einen fast kometenhaften Anstieg folgten große Lieferkettenprobleme, nach der Corona-Pandemie sank die Auftragslage wieder. Auch beim Fahrrad-Händler bike-components aus Würselen wuchsen die EDV-Systeme nicht mit der Auftragslage mit. Das Unternehmen steuerte gegen und brachte in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern seine Supply-Chain-Prozesse auf den neuesten Stand.
Ein Blick zurück ins Jahr 2020: Auf dem ganzen Planeten breitet sich die Corona-Pandemie immer weiter aus, in Deutschland wird der erste von mehreren Lockdowns verhängt. Gleichzeitig ist das Wetter unschlagbar, es motiviert viele Menschen dazu, sich draußen an der frischen Luft regelkonform sportlich zu betätigen. Das geht natürlich am besten mit einem brandneuen Fahrrad – oder einem, das mit neuen Komponenten fit für die vielen Touren gemacht wurde. In Folge der Pandemie stieg die Nachfrage nach Fahrrädern sprunghaft an, die Branche geriet innerhalb kürzester Zeit in einem tiefgreifenden Wandel. Auch die bc GmbH, die den Online-Shop bike-components.de betreibt, profitierte von der Entwicklung. Das Unternehmen mit Sitz im nordrhein-westfälischen Würselen wurde 1999 gegründet und versorgt seine Kundinnen und Kunden mit hochwertigen Komponenten für Fahrräder – also alles von der Bremse über Dämpfer und Reifen bis hin zum passenden Sattel. Auch komplette Fahrräder, darunter Rennräder und E-Bikes, hat die Firma im Angebot. Rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um einen reibungslosen Ablauf und sorgen dafür, dass die Bestellungen möglichst schnell beim Kunden sind. Die Turbulenzen der Pandemie stellten bike-components aber vor eine große Herausforderung: „Corona war das einschneidende Erlebnis, wir konnten uns vor Aufträgen gar nicht retten“, sagt Svenja Kohnke, Head of Project Management Procurement im Unternehmen. Die entsprechenden IT-Systeme wuchsen zu Beginn allerdings nicht mit der Auftragslage mit. „bike-components hatte ein selbst programmiertes ERP-System, das über die 25 Jahre hinweg gewachsen ist“, erklärt Kohnke. Alles was, im Laufe der Zeit an Anforderungen hinzugekommen ist, wurde von der hauseigenen IT angepasst. „Ein solches System ist natürlich nur bedingt skalierbar“, so Kohnke. Aus diesem Grund startete bike-components das umfassende Projekt „bc Road-Gap“, im Zuge dessen das gesamte Backend erneuert wurde. Dazu zählen unter anderem ein neues ERP-, Warenwirtschafts-, Pricing- und Produktmanagementsystem, aber auch das SCM-Planungstool DISKOVER. Während der drei Jahre langen Projektlaufzeit hat bike-components mit mehreren Partnern zusammengearbeitet, darunter auch mit der Unternehmensberatung Abels & Kemmner.

Middleware als Grundlage
Grundlage für das neue IT-System ist eine Middleware, die künftig noch nachrüstbar ist. Das ist wichtig, weil sich die Bedingungen in der Fahrradbranche auch weiterhin dynamisch ändern können. bike-components stand vor der Herausforderung, die passenden Schnittstellen zu definieren und sich einen Überblick über die Produktinformationen zu verschaffen. „Zu Beginn des Projekts saßen wir zwei Tage lang mit dem DISKOVER-Team und Abels & Kemmner zusammen, um die Schnittstellen zu definieren“, erinnert sich Kohnke. Gemeinsam musste erörtert werden, welche Informationen für welche Systeme notwendig sind und wie der Datenaustausch aussehen muss. Denn wenn das Planungstool DISKOVER Daten braucht, muss es eine Anfrage ans ERP stellen, während die notwendigen Informationen eigentlich im Produktinformationsmanagement vorliegen.
DISKOVER ist eine Software zur Optimierung der eigenen Supply Chain. Die Plattform der SCT GmbH ist modular aufgebaut und eignet sich damit zur zielgenauen Ergänzung des Supply Chain Managements. DISKOVER bietet Funktionen zum Bestandsmanagement, zur Absatz- und Bedarfsprognose, zum Sales and Operations Planning und zur Disposition. Außerdem erlaubt die Plattform eine umfassende Analyse, das Controlling und die Produktionsfeinplanung. Ergänzt wird DISKOVER um moderne KI-Prognosen, anhand derer etwa die Sicherheitsbestände optimiert werden können. Mit der Software ist es daher möglich, Marktveränderungen frühzeitig zu erkennen, die Nachfrage besser zu prognostizieren und schnelle Dispositionsentscheidungen zu treffen. Das erlaubt es Unternehmen wie bike-components, auch im dynamischen Markt der Fahrradbranche wettbewerbsfähig zu bleiben. Abels & Kemmner hat DISKOVER inzwischen in einer Vielzahl von Unternehmen in unterschiedlichen Branchen eingeführt. Dazu arbeiten die Expertinnen und Experten eng mit ihren Kunden zusammen, identifizieren Handlungspotenziale und begleiten die Einführung während der gesamten Projektlaufzeit.
Datenbasis als Herausforderung
Eine zentrale Aufgabe während der Einführung war es, die passende Datenbasis bereitzustellen. „Die Datenstruktur erstmalig herzustellen, war eine große Transferleistung“, erinnert sich Svenja Kohnke. Eine Herausforderung war unter anderem die Beschaffenheit der Daten. „Um DISKOVER passend nutzen zu können, benötigt man echte Daten“, so die Projektmanagerin. In Zusammenarbeit mit Abels & Kemmner sowie den weiteren Projektpartnern ist das gelungen. Während es vorher keine systemgestützte Planung und Disposition bei bike-components gab, können sich die Mitarbeitenden nun auf die durch die Lösung bereitgestellten Informationen verlassen. Die Zeiten von langen Excel-Listen im Unternehmen sind inzwischen vorbei, auch die mangelhaften Stammdaten wurden im Zuge des Projekts aufbereitet. In der Supply Chain des Händlers muss mit vielen unterschiedlichen Parametern umgegangen werden. „Es kann sein, dass der gleiche Artikel von verschiedenen Lieferanten stammt“, weiß Kohnke. Dann ist es möglich, dass eine Schaltung direkt vom Hersteller aus Asien bezogen wird, sie kann aber auch vom Großhändler stammen.
Mit dem neuen System erfolgen die Planung und die Disposition nun in DISKOVER, die Disponenten setzen ihre Bestellvorschläge in der Software um. Die Plattform berechnet dynamische Sicherheits- und Meldebestände und liefert ein umfangreiches Reporting.

Bestände erfolgreich reduziert
Mit der Einführung von DISKOVER ist es bike-components gelungen, die Bestände im Unternehmen signifikant zu reduzieren. Svenja Kohnke erinnert sich an die Zeit kurz nach der Corona-Pandemie: „Wir hatten zeitweise einen sehr hohen Lagerbestand und die Ware war nicht mehr nachgefragt“, erklärt sie. Nach einer ersten Einarbeitungsphase ist das System nun ein zentraler Baustein im Supply Chain Management von bike-components. In Würselen ist man mit dem Verlauf des Projekts vollumfänglich zufrieden. „Unser Go Live war ein voller Erfolg, alle Aufgaben des Projekts waren aber zu Beginn noch nicht abgeschlossen“, stellt Kohnke fest. Ein Folgeprojekt ist daher wahrscheinlich. Künftig soll das Sortiment des Händlers von derzeit 70.000 Artikel noch deutlich anwachsen. Dann kann bike-components seinen Kundinnen und Kunden einen noch besseren Service bieten – und die bestellten Teile sind dank DISKOVER und der optimierten Supply Chain im Handumdrehen an Ort und Stelle.

Svenja Kohnke
Head of Projektmanagement Procurement bei bike-components

