Eindeckzeit

Eindeckzeit

Die Eindeckzeit in der Materialwirtschaft bezeichnet den Zeitraum, für den eine Nachbestellung den Materialbedarf decken soll. Der Zeitraum wird dabei üblicherweise in Kalendertagen gemessen. In modernen Planungssystemen stellt die Eindeckzeit ein Losgrößenverfahren dar. Wird beispielsweise eine Eindeckzeit von 20 Tagen gewählt, bestellt man so viel Material, dass es voraussichtlich ab seiner Verfügbarkeit im Lager für 20 Tage reicht, ohne den Sicherheitsbestand zu unterschreiten.

Das Losgrößenverfahren „Eindeckzeit“ erfordert einen Bedarfsplan für die Zukunft und damit üblicherweise eine plangesteuerte Disposition.

Anders als Losgrößenverfahren, die auf Vergangenheitswerten beruhen, wie beispielsweise Wochen- oder Monatslosgrößen, orientiert sich die Eindeckzeit am zukünftigen Bedarf aus bereits bekannten Kundenauftragen und Reservierungen sowie Planprimär- bzw. Sekundärbedarfen. Sie stellt damit eine atmende Losgröße dar, die auf schwankende Nachfrage und Saisonalitäten reagiert. Zusammen mit einer plangesteuerten Disposition spricht man dann von einer „dynamischen reichweitenorientierten Disposition“.

Leider ist die Funktion der Eindeckzeit in vielen ERP- und Planungssystemen nicht vorhanden.

Unser Tipp:

Die Eindeckzeit stellt ein elegantes Instrument dar, um einen angestrebte durchschnittliche Bestandsreichweite für einem Artikel unter Berücksichtigung des Sicherheitsbestands zu erreichen. Dazu rechnet man den Sicherheitsbestand über den durchschnittlichen Verbrauch pro Tag in eine Reichweite des Sicherheitsbestands (RWSB) um. Dann ergibt sich die angestrebte Zielreichweite (ZRW) aus:

EDZ=2*(ZRW-RWSB).

Als Beispiel: Bei einer Zielreichweite von 28 Tagen und einer Reichweite des Sicherheitsbestand von 7 Tagen ergibt sich die Eindeckzeit zu 2*(28-7) = 42 Tagen

In Planungssystemen, die die Funktion der Eindeckzeit bieten, stellt sie auch ein pragmatisches Instrument dar, um Resthaltbarkeiten bei Artikeln abzusichern. Dazu muss die Zielreichweite des Artikels so eingestellt werden, dass sie maximal der Differenz zwischen Artikelhaltbarkeitszeitraum minus Resthaltbarkeitszeitraum bei Auslieferung entspricht. Beträgt beispielsweise die Artikelhaltbarkeit 6 Monate und die geforderte Resthaltbarkeit bei Auslieferung des Artikels 4 Monate, so darf die Zielreichweite des Artikels nur bei 2 Monaten bzw. 60 Tagen liegen.

Bild von Prof. Dr. Andreas Kemmner

Prof. Dr. Andreas Kemmner

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